Sunday, June 11, 2006

Eine Nacht mit Mr. Souky und Kathi's Heldentaten

39,6 Grad Fieber, Durchfall ohne Ende und Kopfschmerzen.... was tun in der Mitte von nichts irgendwo in Laos?
Ab ins naechste "Krankenhaus"... was sich als wiederum gar nicht so einfach rausstellte. Der TukTuk-Fahrer musste erst geweckt werden, die Faehre ueber den Mekong musste erst voll werden und die naechste Toilette durfte nie zu weit entfernt sein.... Nach einer ewig langen, ruckeligen, 1-stuendigen Fahrt setzte uns der TukTuk-Fahrer ab. Sollte das das Krankenhaus sein? Ein rotes Kreuz war dort ja auf weissem Grund, aber sonst? Hmmm. Erstmal reingehen und nachfragen. Eine Empfangsdame sprach etwas Englisch und so wurden wir gleich zur Notaufnahme verwiesen, wo ebenfalls die Aerztin Mrs. Samsanouk gebrochen Englisch konnte, wir uns aber sonst nur mit Haenden und Fuessen verstaendigen konnten. Nicht lange zoegern, erstmal an den Tropf, Fragen stellen und Namen angeben kommt spaeter..... schon lag ich auf der blauen Plastikmatratze mit hellblauem Bettlaken und hatte ne Nadel im Arm stecken... wenigstens liebevoll von dem netten Pfleger Mr. Souky injiziert. Kathi holte erstmal die Rucksaecke aus dem TukTuk und startete ihren Formularausfuell- und Medikamentenkaufmarathon. In Laos laueft das naemlich so: die Medikamente werden vom Arzt verschrieben, worauf hin die Verwandten bzw. Kathi zur Medikamentenausgabestelle eilen, bezahlen und dafuer eine Plastiktuete voll Zeugs in die Hand gedrueckt bekommen, mit der sie zurueck ins Krankenzimmer spazieren. Diese Tuete wird dann neben einem ans Bett gehaengt und die Pfleger und Aerzte nehmen sich dann immer das Passende aus der Plastiktuete. In meinem Fall waren dass neben Tabletten und Injektionen insgesamt 5 Liter Infusion.... was mich von da an alle 15 Minuten aufs Klo rennen liess. Aber auch das aufs Klo rennen, stellte sich als gar nicht so einfach raus, da es weit den Gang hinunter lag und desoefteren mal die Wasserversorgung ausfiel.
Kein Wasser, keine Klospuelung, kein Haendewaschen... na super. Was machen die Laoten eigentlich bei ner OP?
Das Champasak Hospital in Pakse war sehr offen gestaltet, mit viel Licht und einfachen Ventilatoren. Dadurch, dass ich in der Notaufnahme lag, bekamen wir natuerlich die krassesten Faelle mit (was einem echt nahe gehen kann, wenn's einem sowieso schon nicht so gut geht). Allem voran die Schreie, denn da es in Laos keine Krankenwagen gibt, kommen die Kranken noch voellig unbehandelt im Krankenhaus an. Kathi sah zum Beispiel, wie ein halbes Dorf auf einem Traktor angefahren kam, um einen schreienden Verlezten "abzugeben". Sowieso schien oft die ganze Familie den Kranken zu besuchen, denn ueberall waren viele Leute unterwegs und sassen oft auch in den Fenstern der Krankenzimmer, weil in den Zimmern kein Platz mehr war. Das Schrecklichste waren aber die offensichtlichen Verzweiflungsschreie einer Familie, nachdem wohl ein Familienmitglied gestorben war, die sich bestimmt ueber 30 Minuten hinzogen. Netterweise lieh mir Kathi in dieser Situation ihren Discman. Achja, und Essen gibt es natuerlich auch nicht, alles muss selbst mitgebracht (oder von Kathi besorgt) werden. Natuerlich waren wir in dem Krankenhaus mal wieder eine grosse Attraktion und so stellten sich oft interessierte Leute an unser Fenster und gafften uns einfach mal ne viertel Stunde an. Und die meisten Pfleger und Aerzte, die aber ja auch alle kein Englisch konnten, kamen unauffaellig hereingeschneit, inspizierten uns neugierig, probierten mit uns Laotisch zu reden und verschwanden wieder....
Natuerlich lief grade an diesem Tag das Eroeffnungsspiel der Fussball-WM, das Kathi und Ich uns eigentlich unbedingt haetten ansehen wollen, aber die Fernseher im Krankenhaus wurden wohl fruehzeitig ausgestellt und ich schlief sowieso. Netterweise eilte Mr. Souky aber um 1 Uhr nachts in unser Zimmer, fing mich von einem Toilettengang ab und gestikulierte aufgeregt: Jerman (Germany) 4, Other 2! ... wenigstens eine gute Nachricht.....

Leider war es nach 5 Litern Infusion und vielen komischen Medikamenten am naechsten Morgen so gar nicht besser geworden, und deshalb verabschiedeten wir uns von den netten Mitarbeitern des Champasak Hospital in Pakse und schlugen uns mittels TukTuk, Mofataxis und zu Fuss zur thailaendischen Grenze durch. Voellig geschwaecht trabte ich nur noch so vor mich hin und Kathi regelte die Grenzformalitaeten. Ganz besonders heldenhaft trug sie dann auch unsere beiden (!) Rucksaecke ohne mit der Wimper zu zucken ueber die Grenze... das sind locker 40 kg oder mehr. Ich schleifte derweil unsere beiden kleinen Handgepaeckstuecke hinter mir her. Von der Grenze aus fanden wir Gott sei Dank einen Fahrer, der und nach einem Toilettenstopp und einstuendiger Fahrt (es ist kaum zu glauben wie schoen Klimaanlage und aspaltierte Strassen sein koennen) in Udon Ratchatani im Krankenhaus ablieferte.
Hier lief alles gleich ganz anders: von super englischsprechenden Empfangsdamen in Kostuem wird man sofort begruesst, sowie ein Abgleich mit der Versicherung und die Sprechstunde mit dem Arzt organisiert. Nach dieser wurde ich sofort wieder an den Tropf gehaengt und bald darauf konnte ich wohlig in meinem klimatisierten Einzelzimmer mit Fernseher einschlafen.
-Happy End-

An dieser Stelle noch mal ein riiiiiiiiesen Dank an Kathi, die sich um alles ganz grossartig und heldenhaft gekuemmert hat.

0 Comments:

Post a Comment

<< Home