Saturday, May 06, 2006

Kalaw - eine britische Hillstation

Zusammen mit George aus Zypern schleppten wir uns um 4:30 in unsern Linienbus und fuhren ueber abenteuerliche Serpentinen weit hinauf in die Berge und Gott sei Dank auch weit weg von der Hitze der Vortage. Gluecklicherweise sassen Kathi und Ich weiter vorne im Bus, denn wie immer haben Asiaten keinen sonderlich starken Magen und so bekamen George und die 3 hinter ihm sitzenden Burmesen eine ganze Ladung Kinderkotze mitten ins Gesicht. Als uns mittags der Bus in Kalaw absetzte, begann sogleich ein heftiger Wolkenbruch und wir retteten uns in das naechstgelegene Hotel. Kalaw ist ein ehemaliger britischer Luftkurort, angelegt vor ca. 120 Jahren. Das spiegelt sich natuerlich in der Kolonialarchitektur und interessanterweise auch sehr in den Gesichtern der Einwohner wider: nirgends sonst fanden wir so grosse Burmesen mit so europaeischen Gesichtern. Hier haben sich einige Briten offensichtlich so richtig wohl gefuehlt... Auch Nachkommen von Nepalesen, Indern und Pakistani sieht man hier, die mit der Britisch Indian Army hierher kamen und blieben.
Am naechsten Tag waren Kathi und Ich dann sportlich: eine 1-taegige Trekkingtour stand auf dem Programm. Fruehmorgens wanderten wir los, immer steil bergauf in die Berge hinein. Oft kamen uns Frauen der verschiedenen Bergstaemme entgegen, die auf dem Weg zum Markt in Kalaw waren- in Flipflops. Wir kamen uns mit unseren Trekkingschuhen manchmal echt ein bisschen komisch vor... Wir wanderten an fast senkrecht angelegten Feldern entlang, denn an einigen Stellen koennten die Bauern sonst gar nichts anbauen, also nehmen sie einfach die Berghaenge wie sie sind. Besonders beeindruckend fanden wir auch die Pflanzen- und vor allem Blumenwelt in der Gegend, die vor allem durch ihr besonderes Farbenreichtum besticht. Nach einiger Zeit kamen wir zu einem Bergdorf und unser wirklich exzellenter Fuehrer erklaerte uns viel ueber das Dorfleben in der heutigen Zeit. In einem Bergdorf bauen immer alle Einwohner das Gleiche an, die Kinder orientieren sich beruflich immer an ihren Eltern. Kinder gehen meist nur 4 Jahre zur Schule, denn besonders die Maedchen werden ab einem Alter von ca. 10 Jahren komplett auf Hausfrau gedrillt. Denn die Hoehe des Betrages, den die Familie des Ehemanns spaeter an die Familie der Braut bezahlt, haengt hauptsaechlich von ihren haeuslichen Faehigkeiten ab. Alle Ehen sind arrangiert, und finden mit 15/16 Jahren statt. In Einzelfaellen auch schon mit 10 Jahren. Will eine Frau sich scheiden lassen, muss ihre Familie das 3fache des "Ehebetrages" an die Familie des Ehemannes zurueckzahlen, was fast immer unmoeglich ist. Tradition steht eben ueber allem. Oft leben mehrere Familien in einem Langhaus zusammen. Die Kinder haben fast keine Chance diesen Regeln zu entkommen. Unser Guide war bei den Kindern der Doerfer immer sehr beliebt, da er ihnen geroestete Sojabohnen als kleinen Snack mitbrachte, worueber die Kinder sich riesig freuten und ihn nur noch "Mr. Bean" nannten. In einem zweiten Dorf wanderten wir vorbei an einem Kloster, einer Schule und gingen in ein Langhaus. Sobald sich im Dorf rumgesprochen hatte, dass Touristen da waren, kamen die Kinder und jungen Muetter von allen Seiten angerannt und probierten uns ihre teils selbstgewebten Shan-Taschen zu verkaufen. Leider konnten wir nicht allen etwas abkaufen, was wir aber am liebsten gemacht haetten. Unser Mittagspause verbrachten wir im Viewpoint Restaurant, nachdem wir noch ca. 30 min steil bergaufgewandert waren. Wenigstens hielt der Name, was er versprach und so genossen wir indische Chapati und Curry (siehe Bild) vor einer wunderschoenen Bergkulisse. Bei dieser Gelegenheit lernten wir auch gleich 2 lustige Israelis und Jan aus Muenchen kennen, der grade 6 Monate in einem nepalesischen Kloster meditiert hatte, und grade noch vor Beginn der Unruhen ausreisen konnte. Der Rueckweg fuehrte uns dann netterweise hauptsaechlich bergab vorbei an Feldern, Kuehen, Aussichtspunkten und Reisterrassen, bis wir schliesslich wieder in den Strassen Kalaws ankamen.
Am naechsten Tag war Markttag in Kalaw. Und von allen umliegenden Bergstaemmen wie den Pa-O, der Palaung und der Danu kamen die Frauen um ihre Waren - vornehmlich Gemuese- auf dem Markt zu verkaufen. Dazu kleiden sie sich in ihren traditionellen Trachten, denn schliesslich findet der Markt nur alle 5 Tage statt. Einige von ihnen wandern schon um 2 Uhr nachts los, um puenktlich um 6 Uhr morgens auf dem Marktplatz anzukommen und sich den besten Platz sichern zu koennen. Wir standen nicht ganz so frueh auf, schlenderten dann aber doch in der morgendlichen Waerme ueber eine Stunde lang uber den wirklich sehr bunten Markt. Fotomotive gab es mal wieder sehr zahlreich.
Gegen mittag hatten wir zusammen mit George und Jan ein Taxi organsiert, um einen Ausflug zu den beruehmten Hoehlen von Pindaya zu unternehmen. Auf extrem holpriger Strasse ging es durch eine interessanterweise toskana-aehnliche Landschaft. Schon von weitem sahen wir dann die weissen Schreine am Berghang und den Treppenaufgang (sowie den neugebauten Fahrstuhl fuer Touristen) der Tropfsteinhoehle von Pindaya leuchten. Das besondere an der Hoehle ist, dass schon seit Ewigkeiten das Volk der Shan in dieser Hoehle Buddhastatuen aufgestellt hat. Mittlerweile sind es wohl so um die 8000. Darunter grosse, weissgestrichene, kleinere, goldfarbene, aus verschiedensten Materialien wie Ziegeln, Teakholz und Lack. Am Eingang der Hoehle steht ein grosser goldfarbener Stupa, der fast kreisfoermig von goldenen Buddhafiguren in allen Groessen umgeben ist. Dahinter beginnt ein Labyrinth von Figuren und es gibt einen Rundgang durch die verschiedenen Hoehlen, durch die man teilweise auf gekachelten Fliesen mehr oder weniger hindurchrutscht... je nach Tropfintensitaet der Stalagmiten. Am Eingang der Hoehle stehen 2 lustig-bunte Figuren von einem Prinz und einer Spinne, die an die Legende der Hoehle erinnern sollen. Kathi und George nahmen das alles mal wieder nicht allzu ernst ;-) (siehe Bild)
Anschliessend besuchten wir noch ein jahrhundertealtes Teakholzkloster etwas unterhalb der Hoehlen. Ein befreundeter Reiseleiter hatte uns diesen Tipp gegeben. Wir suchten den Moench U Ta Sa Na, der uns stolz durch das Kloster fuehrte und einige fast 1000 Jahre alte Buddhafiguren und 400 Jahre alte Bambusbuecher zeigte. Er selbst war frueher einmal Luftwaffenpilot, sogar in Amerika unterwegs, aber im Anschluss an seinen Militaerdienst vor ca. 40 Jahren ins Kloster gegangen. Die Bilder dieser Zeit durften wir in der Klosterhalle bestaunen. Ein kurzer Besuch einer Papier- und Schirmmanufaktur sowie ein leckeres Abendessen in einem nepalesischen Restaurant rundeten diesen Tag angemessen ab.

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