Saturday, May 06, 2006

Auf dem Inlesee


Dann endlich: am 4. Tag unseres Aufenthalts am Inlesee wagten wir uns auf den See. Zusammen mit Adam und George charterten wir trotz dicker Wolken ein Longtailboot und fuhren los. Der Inlesee ist der groesste See Obermyanmars, ca. 10 km breit und 22 km lang. Er liegt auf 900 m Hoehe und wird von 1500 m hohen Bergen eingeschlossen. Am See liegen 200 kleine Doerfer mit 8000 Einwohnern, die zum Stamm der Intha, der "Leute vom See" gehoeren.
Die tiefhaengenden, dichten Wolken an diesem Morgen sorgten fuer eine interessante Stimmung rund um den See. Nach ca. 1 1/2-stuendiger Fahrt, vorbei an einige Einbeinruderern und durch Doerfer, war unser erster Stopp ein fast im Matsch versinkender Markt am suedlichsten Ende des Sees. Da dieser aber schon fast zu Ende war, als wir ankamen (da wir etwas zu spaet losgefahren waren, diesmal aber nicht wegen mir, sondern aufgrund nicht enden wollender Preisdiskussionen mit unserem Bootsfuehrer), fuhren wir bald weiter zu einer Lotusspinnerei und weiter durch verschiedene Doerfer. Fast alle Doerfer des Sees haben sich auf irgendeine Handwerkskunst spezialisiert, sei es die Seiden- oder Baumwollspinnerei, Zigarettendrehen oder auch Schirmmanufaktur. In den meisten Doerfern wird aber irgendetwas gesponnen, und so faehrt man vorbei an Pfahlbauten, aus denen knatternde Webstuhlgeraeusche toenen. Je nach Lage und Ausstattung vermarkten sich diese Betriebe mehr oder weniger touristisch. Die Doerfer an sich bestehen komplett aus verschiedenartigen Pfahlbauten, je mit eingener Anlegestelle. Manchmal sind auch kleine Holzwege und -bruecken zwischen einzelnen Haeusern gebaut. Anschliessend hatten wir unsere erste Begegnung mit den beruehmten schwimmenden Gaerten des Inlesees. Die "See-Bauern" holen mit grossen Holzstaeben Unmengen von Schlingpflanzen von dem nur 3 m tiefen Grund des Sees hoch und beladen damit ihre Boote. Aus mehreren Schichten von diesem Seegras und Schlamm (immer abwechselnd) werden dann sozusagen die "Wiesen" fuer die Schwimmenden Gaerten geflochten und mit Bambusstangen im Grund des Sees verankert, damit sie nicht wegschwimmen. Auf diesen kann man dann alles anbauen, was der hochgelegenen Klimazone entspricht: Bohnen, Tomaten, Blumenkohl...
Nachdem wir in einem lokalen Restaurant auf einer windigen Terrasse ueber dem See lecker burmesisch zu Mittag gegessen hatten, widmeten wir uns nun den weitern Sehenswuerdigkeiten des Sees. Zu unserer grossen Freunde riss auch die Bewoelkung immer weiter auf, und so ergab sich eine freundlich Stimmung mit wunderbaren Farben und tollen Spiegelungen im fast immer ruhigem Gewaesser. Als erstes fuhren wir zur Phaung Daw U Pagode mit seinen 5 beruehmten Goldklumpen. Unter der mittlerweile 3 cm dicken Schicht von Goldplaettchen, die von glaeubigen Maennern auf die Figuren geklebt wurden (Frauen muessen leider Abstand halten), befinden sich eigentlich 2 Buddhafiguren und 3 Bildnisse seiner Juenger, die dem damaligen Koenig im 12. Jhrd aus Malaysia mitgebracht wurden. Jetzt sind es nur noch grobporige, ei-aehnliche Gebilde....hmm. Als naechstes fuhren wir zum Nga Phe Kyaung, einem Kloster, das mal nicht fuer seine Buddhafiguren, sondern fuer seine Katzen beruehmt ist. Das riecht man im Uebrigen auch sofort bei Betreten der Raeumlichkeiten....Mit den Moenchen zusammen leben ungefaehr 20 Katzen, die dressiert sind durch einen Holzreifen zu springen, sobald ein Moench diesen in die Hoehe hebt. Das war eigentlich ganz lustig anzuschauen. Ausserdem bietet das Kloster natuerlich an sich auch noch einige goldene Buddhafiguren, rotbemaltes Teakholzinterieur, einige Souvenierstaende und einen wunderschoenen Ausblick auf die abendliche Seelandschaft.
Den groessten Spass hatten wir dann aber auf dem Rueckweg nach Nyaungshwe, als unser Bootsfuehrer noch einen Stopp an anderen Schwimmenden Gaerten machte, und wir auf diese draufsteigen durften. So sprangen George, Adam und Ich froehlich auf dem feuchten Schlamm herum, waehrend Kathi die Fotos schoss. Das war wirklich ein absoluter Spass! Wann wandelt man sonst schon mal ueber Wasser?
Mit dem besseren Wetter ergaben sich dann auf dem Rueckweg wunderschoene Fotomotive, da natuerlich auch die Einwohner des Sees sich aufgrund des tollen Wetters auf ihre Boote schwangen, fischten und sich zu ihren Gaerten aufmachten. Wir waren alle voellig begeistert von der ruhigen, friedlichen und einfach schoenen Stimmung dieses Sees, da hier nicht nur umwerfende Natur zu sehen ist, sondern diese sich mit den wunderbarsten Menschen paart, weswegen wir 4 einstimmig den Inlesee unter die Top3-Naturdestinationen Asiens waehlten.


Immer noch begeistert vom Flair des Sees machten wir uns am naechsten Morgen noch zu einer Kanutour durch die Kanaele des Ortes auf. Diesmal zusammen mit Adam und Christian in 2-Mann-Kanus. Diese Tour entpuppte sich als weiters dickes Highlight, denn so nah kommt man sonst kaum an das Alltagsleben des freundlichen Dorfbewohner heran. Langsam und still gleitet man quasi durch ihre Hinterhoefe. Man sieht Frauen, die Waesche waschen oder auch ihre Haare, Kinder, die ihren Eltern beim Spuelen helfen, Fischernetze richten und Leute, die einfach neben einem in einem aehnlichen Kanu umherfahren. Vorbei an sattgruen leuchtenden Reisfeldern und Pfahlbauten fuehrte uns der Weg auch in ein Kloster, wo wir mal wieder herzlich empfangen wurden und eine Teepause einlegten. Auch machten wir einen Halt in einer Cheroo-Dreherei, wo Kathi auch gleich ihre eigene Zigarette drehen durfte, als Andenken natuerlich. :-) Unser Kanufuehrer, ein lieber Herr so um die 60, hatte waehrend der Fahrt 2 lilafarbene Wasserlilien fuer Kathi und mich gepflueckt und sie fuer uns beide in Blumenketten verwandelt, die er uns stolz und freudestrahlend ueberreichte. Wie gesagt, die Menschen dieses Landes sind einfach nur unglaublich herzlich, friedlich und gastfreundlich.

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